Mandragora vernalis

Andere Namen:

dudaim (Liebesaepfel der Bibel, die Fruechte, hebr.)

Pflanzl. Fam.:

Solanaceae - Nachtschattengewaechse

Inhaltsstoffe:

Aufgrund der nahen Verwandtschaft mit M. officinarum (Alraun[e]), kann angenommen werden, dass diese Pflanze die gleichen Wirkstoffe enthaelt. Es soll an dieser Stelle auf die Beschreibungen bei M. officinarum (Alraun, Alraune) verwiesen werden, wo detailliertere Abhandlungen ueber die Pflanze und deren Tropanalkaloid-Gehalt enthalten sind. (eigen)

Allgemeines:

In der Genesis XXX, 14-16, wird die Mandragora v. erwaehnt, als Rahel Ruben, dem Sohn Leas, die Mandragorafrucht wegnimmt, um damit ihre Unfruchtbarkeit zu heilen, und ein andernmal im Lied Salomons, VII, 11-13, als die liebliche junge Sulamit, die haeufiger als irgendein anderes weibliches Wesen von der Dichtkunst besungen wurde, ihren Geliebten einlaedt, mit ihr hinaus in die Natur zu gehen. Dort, wo die Alraunen ihren Duft verstroemen, schenkt sie ihm dann ihre Liebe.

Wirkungen:

Die Pflanze wirkt vermutlich ident, wie die sehr nahe verwandte Mandragora officinarum, aber auch mit dem nahe verwandten Stechapfel (Datura stramonium), der Tollkirsche (Atropa belladonna) und anderen Tropanalkaloid-haeltigen Nachtschattengewaechsen besteht eine enge botanische Verwandtschaft. Es soll an dieser Stelle vor allem auf die Wirkungsbeschreibungen beim Stechapfel (Datura stramonium) verwiesen werden, wo man genaueres nachlesen kann. (eigen)

Wirkdauer:

Einschliesslich aller Nachwirkungen ist wie bei allen anderen Vertretern der Nachtschattenfamilie, die die Tropanalkaloide Scopolamin, Hyoscyamin oder Atropin enthalten, mit einer Wirkdauer von 2-3 Tagen, zu rechnen. (eigen)

Gegengift:

Das "Gift" dieser Pflanze sind Tropanalkaloide, v.a. die bekannten Halluzinogene Scopolamin und Hyoscyamin. Diese Stoffe verursachen vor allem die Wirkung dieses Gewaechses. (eigen)

Physiostigmin wirkt als Gegengift und steht im Mittelpunkt der medikamentoesen Behandlung. Das Hauptrisiko der Vergiftung ist eine zentrale Atemlaehmung. Diese kann durch kuenstliche Beatmung abgewendet werden. Temperatursenkende Massnahmen und bei Erregungszustaenden die Gabe von Diazepam (Valium®), i.v. in kleinen Dosen, ergaenzen die Behandlung wirkungsvoll. (#2)

(Es muss darauf hingewiesen werden, dass es zu keiner Verstaerkung der Atemlaehmung kommen darf; es empfehlen sich die allgemeinen Massnahmen der Ersten Hilfe und die Herbeirufung eines Arztes; ich glaube nicht, dass Valium oder besonders gut geeignet ist; es empfehlen sich sicherlich zuerst Methoden des sogenannten "talk-downs";) Es muss an dieser Stelle an die ausfuehrlichen Beschreibungen bei Mandragora officinalis (Alraune) oder Datura stramonium (Stechapfel) verwiesen werden, wo auch ausfuehrliche Beschreibungen der entsprechenden Rauschzustaende und deren Aufhebung beschrieben ist. (eigen)

Geschichte:

ca. 370-328 v. Chr.: In der Antike behauptete der griech. Arzt Theophrast, dass die Alraune keine gewoehnliche Pflanze sei. [Theophrast II, S.259-261] (#18)

ca. 582 v. Chr.: Selbst Pythagoras soll angeblich von dieser Alraune gesagt haben, dass sie antrophomorph sein, das heisst, einem menschlichen Wesen gleiche. (#18)

Warnhinweise:

Das Fuehren von Kraftfahrzeugen und das Betreiben gefaehrlicher Maschinen ist nicht moeglich! Aufgrund der Laehmung des Pupillenmuskels kommt es bereits bei geringen Dosen zu unscharfen Sehen! (eigen)

Schon bei mittleren Dosen kommt es bei Nachtschattendrogen die Tropanalkaloide (wie Scopolamin oder Hyoscyamin) enthalten zu Halluzinationen, die im Gegensatz zu den Pseudohalluzinationen der serotenergen Halluzinogene (LSD, Psilocybin, Meskalin,...), als taeuschend echt empfunden werden. Der Berauschte sieht Dinge, die nicht vorhanden sind und ist damit im normalen Leben hoechstens gefaehrdet einen Unfall zu erleiden. (eigen)

Bei hohen Dosen tritt der atemlaehmende Effekt in den Vordergrund und der Berauschte droht zu ersticken. Es besteht hoechste Lebensgefahr! (eigen)

Bei versehentlichen Vergiftungen mit Tropanalkaloid-haeltigen Nachtschattendrogen muss auf jeden Fall ein Arzt gerufen werden, oder die Rettung, da man nie weiss, wieviel an Droge aufgenommen wurde - gerade die schoenen Beeren, der meisten Nachtschattendrogen, werden gerne von Kindern eingenommen, da sie zudem sehr suess schmecken, ist die Gefahr besonders gross! Es besteht Lebensgefahr! (eigen)

Die Wirkungen dauern bis zu 3 Tagen und damit ist es kaum moeglich den Berauschten so lange sicher unterzubringen ohne fremde, professionelle Hilfe. Es besteht grosse Gefahr durch die unscharfe Sicht einen Unfall zu erleiden! Suchen sie unbedingt Hilfe bei Aerzten, Drogenberatungsstellen und dem allgemeinen Giftnotruf. Nachtschattendrogen sind legal, also brauchen Sie auch keine Verfolgung seitens der Behoerden befuerchten. (eigen)

Es gibt ein spezifisches Gegengift, Physiostigmin, mit dem die Wirkung sofort aufgehoben werden kann! Eine Behandlung mit einem ruhig-stellenden Beruhigungsmittel ist nicht ausreichend, weil der Berauschte unter den Halluzinationen leidet! Neuroleptika sind nicht wirksam, andere atemdepressive Beruhigungsmittel, wie z.Bsp. Barbiturate erhoehen die Gefahr einer Atemlaehmung! (eigen)


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie