Brugmansia x candida (Persoon) Safford

Pflanzl. Fam.:

Solanaceae - Nachtschattengewaechse

Andere Namen:

Engelstrompete, Baumdatura, yerba de Huaca, (#31, #32) Borrachero, campanilla, maicoa, chamico, toa (#31, #32, #45), Double White, (&1) floripondio. (#31, #32, #45, #62) Tree Datura, (#45, 62) huacacachu, huanto, chamico, campanilla, maicoa, tonga, toa. (#45)

Aussehen:

Es sind bis zu 4m hohe Buesche, mit grossen, ovalen Blaettern (#31) und herunterhaengenden (&1, #31) Trompetenblueten, die abends einen betaeubend-koestlichen Duft verstroemen. Die meisten Engelstrompeten entwickeln keine Fruechte. Sind sie dennoch vorhanden, haben sie eine auberginenaehnliche Form. (#31) Die Blueten sind weiss mit doppelten Blumenkronen, die miteinander verschmolzen sind, eine Trompete in der anderen. (&1) Die Pflanzen vermehren sich nur durch Stecklinge, eingepflanzte Samen und Zucht. (#32)

Vorkommen:

Alle Engelstrompetenarten kommen nur in Kultur vor. Sie stammen hoechstwahrscheinlich aus Suedamerika und sind heute ueber alle tropischen und subtropischen Zonen verbreitet. (#31) Wildformen sind nicht mehr bekannt. (#32)

Allgemeines:

Als Droge werden Blueten, Blaetter und falls vorhanden Samen verwendet. (#31) Aus allen Pflanzenteilen werden narkotische Truenke bereitet, die "Visionen" bewirken, die "Zauberer" in Ekstase versetzen, ihnen Gespraeche mit den "Geistern ihrer Ahnen" ermoeglichen, sie in Kontakt zu den "Goettern" bringen und ihnen "Aufschluss" ueber die in den Graebern verborgenen Schaetze verleihen. Meist werden aber nur die Blaetter oder die wundervollen, duftenden Trompetenblueten benutzt. Viele Indianer bauen heutzutage Engelstrompeten wegen der Schoenheit an. Sie rauchen die getrockneten Blaetter, Blueten und Samen bei Asthma, Bronchitis und Husten, oder einfach als Aphrodisiakum. Die frischen Blaetter werden als Heilmittel auf offene Wunden, Schuerfungen, Tumore, Knochenentzuendungen, Verbrennungen, Guertelrosen und schmerzende Gelenke und Hautpartien gelegt. Bei Kopfschmerzen und Unruhe binden sie frische erhitzte Blaetter auf die Stirn. Die Engelstrompeten sind eng mit dem Stechapfel verwandt. (#32)

B. x c. ist die Kreuzung von B. aurea mit B. versicolor. (#58) Die Mixe in Mexiko machen einen Heisswasserauszug mit 3 Blueten. (#62)

Inhaltsstoffe:

Alle Pflanzenteile enthalten Tropanalkaloide, hauptsaechlich Scopolamin und etwas Atropin. (#31, #32, #62) Der Alkaloidgehalt betraegt rund 0,83% Tropanalkaloide. (#62)

Wirkungen:

Schon bei geringer Konzentration kann es zu sogenannten "anticholinergen Delirien" kommen, die durch hypnagoge und halluzinatorische Zustaende gekennzeichnet sind (aehnlich wie bei Datura stramonium (dem Stechapfel), Mandragora officinalis (der Alraune), Atropa belladona (der Tollkirsche)). (#31, #32) Die Wirkung ist die gleiche wie beim Stechapfel (Datura stramonium), aufgrund der gleichen Inhaltsstoffe. Die Pflanze gehoert zu den von L. Levin definierten Gruppe der Delirantia, da die halluzinogene Wirkung von ausgepraegten, koerperlichen Nebenwirkungen ueberlagert wird. Die Pflanze ist sehr giftig und kann zum Tod durch Atemlaehmung fuehren. Eine genauere Beschreibung kann der Beschreibung der Wirkungen des Stechapfels (Datura stramonium) entnommen werden. (eigen)

Subjektive Wirkungsbeschreibung:

Es wurde keine Selbstapplikation von mir vorgenommen. (eigen)

Geschichte:

Schon in praekolumbischer Zeit gehoerten die schoenen Engelstrompeten oder Baumdaturas zu den kultivierten Zier- und Rauschdrogenpflanzen vieler suedamerikanischer Indianer. (#32)

1920: Safford beobachtete den Gebrauch von Brugmansia-Arten, sowohl in medizinischer als auch in halluzinogener Verwendung. (#45/264)

1966,1669: Bristol stellte fest, dass diese Pflanzenfamilie ihre groesste Artenvielfalt in den Anden hat. Er vermutete, dass es moeglicherweise diese Gegend ist, wo sich diese Pflanzenfamilie aus den Daturas entwickelt hat oder von den Einheimischen gezuechtet wurde. (#45/264, eigen)

1973: Die Pflanzenfamilie Brugmansia wurde von dem Botaniker Lockwood intensiv studiert. (Bevor diese Arbeit publiziert wurde kam in Hortus Third ein vorzeitiger Abdruck.) (#45/264)

Wirkdauer:

Aufgrund der gleichen Inhaltsstoffe wie beim Stechapfel ist mit einer Wirkdauer von 2 bis 3 Tagen, einschliesslich aller Nachwirkungen, zu rechnen. (eigen)

Gegengift:

Physiostigmin wirkt als Gegengift und steht im Mittelpunkt der medikamentoesen Behandlung. Das Hauptrisiko ist eine zentrale Atemlaehmung. Diese kann durch kuenstliche Beatmung abgewendet werden. Temperatursenkende Massnahmen und bei Erregungszustaenden die Gabe von Diazepam (Valium®), i.v. in kleinen Dosen, ergaenzen die Behandlung wirkungsvoll. (#2)

(Es muss darauf hingewiesen werden, dass es zu keiner Verstaerkung der Atemlaehmung kommen darf; es empfehlen sich die allgemeinen Massnahmen der Ersten Hilfe und die Herbeirufung eines Arztes; ich glaube nicht, dass Valium besonders gut geeignet ist; es empfehlen sich sicherlich zuerst Methoden des sogenannten "talk-downs", dem sogenannten "Herunterreden"; Es muss an dieser Stelle an die ausfuehrlichen Beschreibungen bei Mandragora officinalis (Alraune) oder Datura stramonium (Stechapfel) verwiesen werden, wo auch ausfuehrlichere Erlaeuterungen der entsprechenden Rauschzustaende und auch deren Aufhebung zu finden sind. (eigen)

Warnhinweise:

Das Fuehren von Kraftfahrzeugen und das Betreiben gefaehrlicher Maschinen ist nicht moeglich! Aufgrund der Laehmung des Pupillenmuskels kommt es bereits bei geringen Dosen zu unscharfen Sehen! (eigen)

Schon bei mittleren Dosen kommt es bei Nachtschattendrogen die Tropanalkaloide (wie Scopolamin oder Hyoscyamin) enthalten zu Halluzinationen, die im Gegensatz zu den Pseudohalluzinationen der serotenergen Halluzinogene (LSD, Psilocybin, Meskalin,...), als taeuschend echt empfunden werden. Der Berauschte sieht Dinge, die nicht vorhanden sind und ist damit im normalen Leben hoechstens gefaehrdet einen Unfall zu erleiden. (eigen)

Bei hohen Dosen tritt der atemlaehmende Effekt in den Vordergrund und der Berauschte droht zu ersticken. Es besteht hoechste Lebensgefahr! (eigen)

Bei versehentlichen Vergiftungen mit Tropanalkaloid-haeltigen Nachtschattendrogen muss auf jeden Fall ein Arzt gerufen werden, oder die Rettung, da man nie weiss, wieviel an Droge aufgenommen wurde - gerade die schoenen Beeren, der meisten Nachtschattendrogen, werden gerne von Kindern eingenommen, da sie zudem sehr suess schmecken, ist die Gefahr besonders gross! Es besteht Lebensgefahr! (eigen)

Die Wirkungen dauern bis zu 3 Tagen und damit ist es kaum moeglich den Berauschten so lange sicher unterzubringen ohne fremde, professionelle Hilfe. Es besteht grosse Gefahr durch die unscharfe Sicht einen Unfall zu erleiden! Suchen sie unbedingt Hilfe bei Aerzten, Drogenberatungsstellen und dem allgemeinen Giftnotruf. Nachtschattendrogen sind legal, also brauchen Sie auch keine Verfolgung seitens der Behoerden befuerchten. (eigen)

Es gibt ein spezifisches Gegengift, Physiostigmin, mit dem die Wirkung sofort aufgehoben werden kann! Eine Behandlung mit einem ruhig-stellenden Beruhigungsmittel ist nicht ausreichend, weil der Berauschte unter den Halluzinationen leidet! Neuroleptika sind nicht wirksam, andere atemdepressive Beruhigungsmittel, wie z.Bsp. Barbiturate erhoehen die Gefahr einer Atemlaehmung! (eigen)


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie