Hyoscyamus reticulatus Linnaeus

Pflanzl. Fam.:

Solanaceae - Nachtschattengewaechse

Vorkommen:

Balutchistan. (#96/138)

Inhaltsstoffe:

Die Pflanze enthaelt nachgewiesenermassen das Tropan-Alkaloid Hyoscyamin. (#96/138)

Allgemeines:

Diese Pflanze gehoert in die Pflanzenfamilie der Nachtschattengewaechse, die fuer ihre berauschenden und medizinischen, aber auch giftigen Inhaltsstoffe bekannt ist. Sie ist eine Bilsenkrautart und damit nahe verwandt mit dem Schwarzen Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) einer im Mittelalter Europas bereits bekannten psychoaktiven Pflanze, welches eine bedeutende Rolle als Medikament, Rauschdroge und Gift gespielt hat. (eigen)

Die Samen der Pflanze werden gegen Zahnschmerzen verwendet, (#96/138) wie auch das Schwarze Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) im dunklen Mittelalter Europas. (eigen)

Wirkdauer:

Es ist mit der gleichen Wirkdauer wie bei anderen Hyoscyamin-, aber auch Scopolamin-haeltigen Nachtschattengewaechsen zu rechnen. Folglich kann man von einer Gesamtwirkung von 2-3 Tagen, einschliesslich der lange anhaltenden Nachwirkungen, v.a. der starken Kurzsichtigkeit, zu rechnen. (eigen)

Wirkungen:

Es ist mit den gleichen oder genauer fast genau gleichen Wirkungen wie bei anderen Bilsenkrautarten (Hyoscyamus niger, H. muticus,...), aber auch mit den fast genau gleichen Wirkungen, wie bei anderen Hyoscyamin- aber auch Scopolamin-haeltigen Arten von Nachtschattengewaechsen zu rechnen. Es soll an dieser Stelle auf die ausfuehrlichen Beschreibungen bei Datura stramonium (dem Gemeinem Stechapfel) verwiesen werden. Es befinden sich dort sowohl Beschreibungen subjektiver Rauschzustaende, als auch allgemeine Wirkungen und Wirkprinzipien der Tropanalkaloid-pflanzen auf das Gehirn des Menschen. (eigen)

Gegengift:

Die Pflanze enthaelt als "Gift" nachgewiesenermassen das Tropanalkaloid Hyoscyamin, welches damit hauptverantwortlich fuer die auftretenden Giftwirkungen ist. (eigen)

Physiostigmin wirkt als Gegengift und steht im Mittelpunkt der medikamentoesen Behandlung. Das Hauptrisiko der Vergiftung ist eine zentrale Atemlaehmung. Diese kann durch kuenstliche Beatmung abgewendet werden. Temperatursenkende Massnahmen und bei Erregungszustaenden die Gabe von Diazepam (Valium®), i.v. in kleinen Dosen, ergaenzen die Behandlung wirkungsvoll. (#2)

(Es muss darauf hingewiesen werden, dass es zu keiner Verstaerkung der Atemlaehmung durch Beruhigungsmittel (!) kommen darf; es empfehlen sich eher die allgemeinen Massnahmen der Ersten Hilfe und die Herbeirufung eines Arztes; ich glaube nicht, dass Valium besonders gut geeignet ist; es empfehlen sich sicherlich zuerst Methoden des sogenannten "talk-downs" - des sogenannten "Herunterredens" von Problemsituationen, einer oft praktizierten und wirksamen Methode des akuten Krisenmanagments;) Es muss aus Platzgruenden an dieser Stelle an die ausfuehrlichen Beschreibungen bei Mandragora officinalis (Alraune) oder Datura stramonium (Stechapfel) verwiesen werden, wo auch ausfuehrliche Beschreibungen der entsprechenden Rauschzustaende und deren Aufhebung beschrieben ist. (eigen)

Warnhinweise:

Das Fuehren von Kraftfahrzeugen und das Betreiben gefaehrlicher Maschinen ist nicht moeglich! Aufgrund der Laehmung des Pupillenmuskels kommt es bereits bei geringen Dosen zu unscharfen Sehen! (eigen)

Schon bei mittleren Dosen kommt es bei Nachtschattendrogen die Tropanalkaloide (wie Scopolamin oder Hyoscyamin) enthalten zu Halluzinationen, die im Gegensatz zu den Pseudohalluzinationen der serotenergen Halluzinogene (LSD, Psilocybin, Meskalin,...), als taeuschend echt empfunden werden. Der Berauschte sieht Dinge, die nicht vorhanden sind und ist damit im normalen Leben hoechstens gefaehrdet einen Unfall zu erleiden. (eigen)

Bei hohen Dosen tritt der atemlaehmende Effekt in den Vordergrund und der Berauschte droht zu ersticken. Es besteht hoechste Lebensgefahr! (eigen)

Bei versehentlichen Vergiftungen mit Tropanalkaloid-haeltigen Nachtschattendrogen muss auf jeden Fall ein Arzt gerufen werden, oder die Rettung, da man nie weiss, wieviel an Droge aufgenommen wurde - gerade die schoenen Beeren, der meisten Nachtschattendrogen, werden gerne von Kindern eingenommen, da sie zudem sehr suess schmecken, ist die Gefahr besonders gross! Es besteht Lebensgefahr! (eigen)

Die Wirkungen dauern bis zu 3 Tagen und damit ist es kaum moeglich den Berauschten so lange sicher unterzubringen ohne fremde, professionelle Hilfe. Es besteht grosse Gefahr durch die unscharfe Sicht einen Unfall zu erleiden! Suchen sie unbedingt Hilfe bei Aerzten, Drogenberatungsstellen und dem allgemeinen Giftnotruf. Nachtschattendrogen sind legal, also brauchen Sie auch keine Verfolgung seitens der Behoerden befuerchten. (eigen)

Es gibt ein spezifisches Gegengift, Physiostigmin, mit dem die Wirkung sofort aufgehoben werden kann! Eine Behandlung mit einem ruhig-stellenden Beruhigungsmittel ist nicht ausreichend, weil der Berauschte unter den Halluzinationen leidet! Neuroleptika sind nicht wirksam, andere atemdepressive Beruhigungsmittel, wie z.Bsp. Barbiturate erhoehen die Gefahr einer Atemlaehmung! (eigen)


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie