Phalaris arundinaceae Linnaeus

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Andere Namen:

Rohr-Glanzgras, (#66/156, #74/273) Arundo colorata Ait., Baldingera colorata Fl. Wett., Baldingera a. Dum., Digraphis a. Trin., Typhoides a. Moench, fromenteau (frz.), chiendent ruban (frz.), herbier (frz.), Schniedgras (wegen der scharfen, schneidenden Blaetter), Piepenschulp (Pfeifenschilf, in Mecklenburg), Militz (Handelsname) und Milentz (Handelsname) leiten sich vom poln. Mielec ab, Havel-Militz, Wukshbanz (Fuchsschwanz, in Krain), Spanisch Gras (Schaffhausen), Seegras (Schaffhausen), (#74/273) canary reed (engl.). (#62/245) reed canary grass (engl.). (Internet)

Inhaltsstoffe:

Die ganze Pflanze enthaelt dass halluzinogene Tryptamin DMT (Dimethyltryptamin). (#62/245, #66/150)

Die Samen enthalten keine Alkaloide! (eigen, Internet)

0.0004-0.121% Gesamtalkaloide. (Wikipedia)

Laut Smith 1977 enthalten die Blaetter DMT, 5-Methoxy-DMT und verwandte Stoffe. (Neurosoup)

Pflanzl. Fam.:

Graminae - Suessgraeser

Allgemeines:

Das Rohrglanzgras ist eine relativ neue Quelle fuer das Halluzinogen DMT (Dimethyltryptamin). Seit den 60'er Jahren ist die Pflanze nun bekannt und es hat sich bereits ein hedonistischer und ritueller Konsum des Pflanzenextraktes entwickelt. Pflanzensamen werden auch von einschlaegig bekannten Anbietern auf den Markt gebracht. Die Pflanze wird ueberlicherweise in Form eines Extraktes mit einem beta-Karbolinalkaloidgemisch kombiniert eingenommen. Die beta-Karboline dienen in dieser Bereitung der Hemmung von MAO (Monoaminoxidase), einem koerpereigenen Enzym. Wenn dieses Enzym ausreichend gehemmt wird, koennen die oral eigentlich nicht konsumierbaren Tryptamine, gegessen und getrunken werden, denn das Enzym MAO baut die halluzinogenen Tryptamine ab. Als MAO-Hemmer koennen eine Reihe verschiedener Pflanzen und Drogen verwendet werden. Am haeufigsten wird ein Auszug aus Peganum harmala (der Steppenraute) verwendet. Diese Pflanze enthaelt die groesste Konzentration von den MAO-Hemmern Harmin und Harmalin, sogenannte beta-Karbolinalkaloide. Es koennen aber auch andere Pflanzen, wie die Dschungelliane Banisteria caapi, aber auch bestimmte Antidepressiva verwendet werden, die ebenso dieses Enzym hemmen. Dieses Prinzip wurde der suedamerikanischen Rauschdroge ayahuaska abgeschaut, die ebenso trinkbar ist und deren Wirkprinzip eben MAO-Hemmer und halluzinogene Tryptamine sind. Als MAO-Hemmer werden uebrigens in der originalen ayahuaska-Bereitung Banisteria caapi-Stuecke verwendet. Als DMT-Quelle kommt vor allem Psychotria viridis-Blaetter in Frage, aber auch die Dschungelliane Banisteria rusbyana. Bereitungen von Phalaris arundinaceae werden nun meist aus den Steppenrauten-Samen, die mittels einer Saeure gleich wie das getrocknete Gras extrahiert werden. Zitronensaft und verduennte Essigsaeure werden, da sie geniessbare Lebensmittel sind, gerne zur Extraktion verwendet, damit die enthaltenen halluzinogenen Tryptamine in ihre wasserloesliche Salzform ueberfuehrt werden. Der Chemiker verwendet hingegen eher Furmarsaeure und ueberfuehrt die halluzinogenen Tryptamine in ihre Fumaratform, das ideale Salz fuer DMT. (eigen)

Es gibt, laut ...off the jungle (nunmehr Allies), einer amerikanischen Firma und Forschungsgruppe, die sich unter anderem intensiv mit der Erforschung und Erhaltung halluzinogener Pflanzen beschaeftigt, verschiedene Sorten, die folgendermassen beschrieben werden:

"Moerder Sorte": Es ist ein sehr invasives Gras, dass sich durch Auslaeufer vermehrt. Es gedeiht auch in armen Boeden oder im Schatten. Es wird im allgemeinen in Toepfen gepflegt, bis es gross genug ist, um es ueber ein grosses Areal zu verteilen. Grasende Schafe und Rindvieh entwickeln das "Phalaris Staggers" genannte Vergiftungsbild, aufgrund eines hohen Gehaltes an DMT. Der Gehalt an DMT ist am groessten im jungem, aufschiessenden Wachstum nach dem Schneiden vorhanden. Der Hoehepunkt ist in den Saemlingen 8 Tage nach der Keimung erreicht. Es wurde erfolgreich bis nach Kanada einheimisch gemacht. Dieser neue Strang wurde fuer einen maximalen Alkaloidgehalt gezuechtet.

Tuerkisch-rote Sorte: Dieser Strang wurde vorsichtig fuer einen optimalen, sauberen, stabilen Alkaloidgehalt gezuechtet, wenn die Pflanze getrocknet wird.

Jugoslawische Frischschnittsorte: Diese Varietaet wurde fuer eine maximale Zahl frischer Blaetter entwickelt.

"Wechselsorte": Eine seltene nadelgestreifte, variierende Form, die ausgezeichnet zierend ist. (&1)

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Aussehen:

Ausdauerndes, schilfartiges, 0,5-3m hohes Gras, mit unterirdisch kriechenden Auslaeufern, die in einzelstehende, oberirdische Halme endigen. Stengel rohrartig, derb, steif aufrecht, glaenzend, ganz glatt (nur in der Rispe - wenigstens oberwaerts - rauh), am Grunde mit braeunlichen, spreitenlosen Niederblaettern besetzt. Blaetter ziemlich breit (8-15 [20] mm), zugespitzt, oberwaerts und am Rande meist schwach vorwaerts rauh, oberwaerts die Knoten unbedeckt lassend. Scheiden in der Knospe gerollt, mit weisshaeutigen Raendern, glatt oder die unteren etwas rauh. Blatthaeutchen laenglich, bis 6mm lang, abgestutzt bis zugespitzt, hautartig, meist stark zerschlitzt. Rispe gross, straussfoermig, 10-20cm lang, zur Bluetezeit weit ausgebreitet, vor- und nachher zusammengezogen, von bleichgruener bis roetlicher Faerbung, mit bis 5cm langen Aesten und vielen Aehrchen. Aehrchen einbluetig, sehr kurz gestielt. Untere Huellspelze laenglich-lanzettlich zugespitzt, obere mit weissen Haaren besetzt, viel kuerzer (kaum 1mm lang) als die einfoermige, glaenzende, oberwaerts und besonders am Kiele behaarte Deckspelze. Frucht klein (etwa 2mm lang), von der Deck- und Vorspelze fest eingeschlossen. (#74/273f.)

Vorkommen:

Die Pflanze gedeiht fast ueberall in Europa, ausser in der immergruenen Region des Mittelmeergebietes. Sie kommt auch in West-, Nord- und Ostasien, sowie in Nordamerika (suedlich bis Kalifornien und Virginia) vor. Es ist haeufig an Flussufern, an Graeben, Kanaelen, Baechen, Seen, Teichen, auf bewaesserten Riedwiesen aufzufinden, und bildet oft fast reine Bestaende. Es steigt im Gebirge bis ueber 1400m hinauf (z. Bsp. Tanay im Wallis, 1420m, Antholzer See in Suedtirol, 1642m). Es gedeiht vorwiegend an und in naehrstoffreichen Gewaessern. (#74/274)

Wirkungen:

Folgender, subjetiver Wirkbericht einer Einnahme eines kombinierten Steppenrauten/Phalarisextrakt kann aus der Literatur entnommen werden:

Es wurden 125mg Extrakt aus den Samen von Peganum harmala (der Steppenraute) und 50mg Extrakt aus dem Phalaris-Gras in einer Gruppensitzung verwendet, wie Jim DeKorne in seinem Buch: "Psychedelischer Neo-Schamanismus. Die Zucht, Zubereitung und der schamanistische Gebrauch psychoaktiver Pflanzen" berichtete:

"Zuerst nahm man die Harmala-Extrakte ein, indem man die Kapseln vor dem Schlucken leicht oeffnete. Fuenfzehn Minuten spaeter wurden Phalaris-Alkaloide genommen, der gummiartige Extrakt in nur soviel Ethanol aufgeloest, dass er gerade in Loesung ging. Dies wurde dann mit genug Honig, heissem Wasser und Vitamin C vermischt, so dass eine teeaehnliche Loesung entstand, die maximale Absorption im Darmtrakt gewaehrleistete.

Sechs Leute. Es begann, indem wir uns in der Anordnung hinsetzten, die L. getraeumt hatte. Ich sass Ruecken an Ruecken mit ihr, und A., N., M. und S. sassen in den vier Himmelsrichtungen um uns herum. Nach etwa dreissig Minuten begann L. zu schaukeln, zu chanten (chant: liturgischer Gesang) und dann zu wiederholen "Ich erinnere mich, ich erinnere mich.". Sie trat in eine Heilungskrise ein und begann mit einer grossen Reinigung. Spaeter sagte sie, sie waere durch ihre DNS zurueckgereist und hatte Zugriff auf alle darin verschluesselten Informationen bis zurueck zum urspruenglichen Ozean. Sie war die ganze Nacht sehr krank- es es erinnerte mich an mein erstes Dschungel-Ayahuasca. Sie befand sich nachher nahezu eine ganze Woche in einer Heilungskrise. A. und I. begannen zu schamanisieren. A. sang Chants, um Klaenge in L.s Koerper zu projizieren. Ich blieb sitzen und sang Chants, um A.S. Arbeit zu unterstuetzen. Zu einem Zeitpunkt versuchte ich es mit etwas Saugen, Herausziehen und Reinigen fuer L., und versuchte zeitweise, sie herauszufordern und Verbindung zu ihr herzustellen, aber sie wollte von niemandem beruehrt werden. Die Rassel funktionierte gut. M., S. und N. blieben fuer sich und ziemlich ruhig. Etwa sechs Stunden...". (#66/152)

Die Wirkungen sind aufgrund der Chemie natuerlich aehnlich der Wirkung von DMT (Dimethyltryptamin), aber es ist auch mit leichten Veraenderungen der Wirkqualitaet und -dauer zu rechnen, da DMT vermutlich nicht den gesamten wirksamen Alkaloidgehalt der Pflanze darstellt. (eigen)

Fuer eine genauere Beschreibung der Wirkungen soll hier auf die Abhandlungen ueber die Pflanzen Psychotria viridis und auch Virola theiodora, aber auch auf die Reinsubstanz DMT selbst verwiesen werden. Ob andere, moeglicherweise giftige, Wirkstoffe existieren ist derzeit nicht bekannt. Gramin waere ein moeglicher Kandidat als Giftstoff, der haeufig in den Suessgraesern vorkommt. (eigen)

Die Pflanze loest uebrigens bei grasenden Schafen und Rindvieh eine Krankheit aus, die sogar zum Tod fuehren kann. Dieses Syndrom wird im Englischen als Phalaris-staggers-syndrome bezeichnet. Die Pflanze wird deshalb bei Schafzuechtern als eine ungemein unbeliebte Gefahr, eben als Schaedling, angesehen. (eigen)

Wirkdauer:

Aufgrund des halluzinogenen Wirkstoffes DMT ist mit einer kurzen, maximal einstuendigen Wirkung zu rechnen. Die obig zitierte Wirkungsbeschreibung gibt jedoch eine viel laengere Wirkzeit, naemlich sechs Stunden, an. Entweder ist die Beschreibung von J. DeKorne falsch, oder es befinden sich noch andere, halluzinogen wirkende, aber noch unbekannte, Inhaltsstoffe in der Pflanze. Wie man von vielen anderen halluzinogenen Pflanzen weiss, tritt eine Verbindung selten ohne begleitende andere, aehnlich strukturierte Verbindungen auf. So enthalten auch die halluzinogenen Pilze nicht nur Psilocybin, sondern auch Baeocystin, Psilocin und womoeglich noch eine Gruppe andere, aehnlich gebauter Tryptamine. So duerfte es auch mit P. a. sein - es enthaelt moeglicherweise nicht nur DMT, sondern auch eine Reihe anderer Tryptamine, die auch halluzinogen sein muessen - denn so laesst sich die laengere Wirkzeit erklaeren. Andererseits bezieht sich die kurze Wirkdauer von DMT auf das Rauchen, - inwieweit noch eine Verlaengerung der Wirkung durch die MAO-Hemmer eine Rolle spielt, ist derzeit noch nicht ausreichend untersucht. (eigen)

Extraktion der Alkaloide:

Diese Pflanze wird auch "reed canary grass" genannt und ist eine der wenigen DMT Quellen, die man auch aussen in den Niederlanden wachsend finden kann. Wenige Forschungsarbeiten wurden gemacht, wie genau man diese botanische DMT Quelle als Mittel fuer ein ayahuasca-Analog verwenden kann. Jim DeKorne, der Autor von "Psychedelic Shamanism", ist gegenwaertig einer der wenigen Mensche, der Informationen publiziert hat wie man P. arundinacea weiterverarbeiten kann in eine konsumierbare Substanz. Seine Idee der "canary grass" Extraktion ist jene:

1.Pulverisiere den Grassschnittt.
2.Fuege Wasser hinzu, "genug um eine giessbare Suppe zu machen".
3.Saeure bis zu einem pH-Wert von 5 an.
4.(Optional) Koechle die angesaeuerte Suppe in einem langsamen Kocher uebernacht, ohne dass irgendeine Fluessigkeit verdunstet. ("Es wird 2 oder 3 solche Operationen brauchen, um allle Alkaloide in die Loesung zu bringen.")
5.Seihe das Planzenmaterial durch ein Seihtuch, dann durch einen Kaffeefilter ab.
6.Füge 10 bis 15% der Masse der Loesung in ein "entfettendes Loesungsmittel" wie Methylenchlorid, Aether, Chloroform, oder Wundbenzin.
7.Schuettle kraeftig.
8.Der Mit wird in das Loesungsmittel uebergehen, den guten Stoff im Wasser zuruecklassend.
9.Trenne das Wasser vom Loesungsmittel.
10.Fuege eine Base zu der waessrigen Loesung in kleinen Schritten bis der pH-Wert ist um ca. 9 oder 10. Das wandelt die Alkaloide in ihre freie Base um. 11.Extrahiere mit 10% von der Masse der Loesung von einem organischen Loesungsmittel viermal, einmal nach 24-hour und dann in drei woechentlichen Intervalllen. Die Loesungsmittelschicht bekommt eine dunkleren Farbstich, gewoehnlich gelblich oder roetlich-braun. Es dauert beinahe einen Monat um alle Alkaloide zu extrahieren, und die Loesung sollte zweimal am Tag zwischen den Extraktionen geschuettelt werden.
12.Verdunste das Loesungsmittel von den vereinten Extrakt-Franktionen. Nun hast du die Alkaloide. (Internet)

In einer spaeteren Publikation, "The Entheogen Review", hat DeKorne mehr Informationen ueber die Phalaris Extraktion:

"Der letzte Exklusivmeldung ist, dass du nicht einmal mehr eine chemische Extraktion brauchst - verarbeite einige Handvoll vom Grass durch mit einem Weizengrassentsafter (wird in den meisten Gesundheitsfutter-geschaeften verkauft) und du wirst mit einem Glass ausgestattet oder so aehnlich von einer unglaublich potenten Fluessigkeit. Ein Teeloeffel (mit MAO Hemmer, sehr wohl), ist eine Standarddosis mit starkem Grass. Nur zwei Teeloeffel bewiesen sehr herausfordern d zu einem meiner Korrespondenten - eine Ueberdosis! Der Saft kann getrocknet und in einem Bong geraucht werden, zwei Zuege genuegen normalerweise." (Internet)

Sucht:

Die Ausbildung einer koerperlichen oder psychischen Abhaengigkeit ist nicht bekannt geworden. (eigen)

Geschichte:

1964: Laut Jonathan Ott erschien die erste Arbeit ueber die Pflanze in diesem Jahr, verfasst von Culvenor et al. (#62/245)

1969: Audette et al. publizierten eine Studie ueber die Pflanze. (#62/245)

1969: Ghosal et al. gaben ein bekannte Arbeit ueber Tryptamin-haeltige Pflanzen heraus. (#62/245)

1970: Audette et al. veroeffentlichten nochmals eine Arbeit ueber das Gewaechs. (#62/245)

1971: Williams et al. beschrieben wiederum die Pflanze. (#62/245)

1973: Marten beschrieb in 2 Arbeiten die halluzinogene Pflanze. (#62/245)

1984: Wassel und Ammar gaben wiederum einen Artikel ueber das Gewaechs heraus. (#62/245)

1977: Smith publizierte einen Artikel ueber einen Gehalt der Blaetter an DMT und 5-Methoxy-DMT und anderer verwandter Substanze. (Neurosoup)

1991: In diesem Jahr erschien im Journal Integration: Journal for Mind-Moving Plants and Culture eine Arbeit zu diesem Thema, die die Pflanze mit Peganum harmala (der Steppenraute) abbildete. (#62/245)


Bildverzeichnis:

Abbildung 1: Zeichner/in: unbekannt; Quelle: unbekannt;

Abbildung 2: Photograph/in: unbekannt; Quelle: Wikipedia;


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie