Brugmansia suaveolens (Humboldt et Bonpland ex Willdenow) Berchtold ex Presl

Pflanzenbild Bildquelle. 1. Pflanze. 2. Blueten, von vorne, verkl. 3. Samen.

Andere Namen:

Huge Pink, (&1) Engelstrompete, (#32) Datura s. Humboldt et Bonpland, (#17) Tree Datura, floripondio, (#45, #62) huacacachu, huanto, chamico, campanilla, floripondio, maicoa, tonga, toa. (#45)

Vorkommen:

Die Pflanze gedeiht im westlichen Suedamerika, (#11) in tropischen Niederungen. (#62)

Pflanzl. Fam.:

Solanaceae - Nachtschattengewaechse

Inhaltsstoffe:

Alle Pflanzenteile enthalten Tropanalkaloide, hauptsaechlich Skopolamin und etwas Atropin. (#32, #62)

Allgemeines:

Die Heiler der mexikanischen Tzeltal-Indianer vermischen die getrockneten Blaetter mit Tabak, um "die Dinge sehen" zu koennen. Sie erkennen dann Krankheitsursachen. Bei Verrenkungen und Verstauchungen oder schmerzenden Stellen legen die Tzeltalen ein Pflanzenpflaster aus 2-3 Blueten und der gleichen Menge Rizinusblaettern auf. In Mexiko heisst es, die frischen, noch duftenden Blueten bewirken einen tiefen Schlaf und schoene, erotische Traeume, wenn sie unter das Kopfkissen gelegt werden. Die Blueten spielen auch in Liebesritualen eine Rolle. (#32)

Den Getraenken Ayahuasca, (#17, 62) Caapi, Natema, Pinde oder Yaje werden oft Teile anderer Pflanzen hinzugefuegt, z.Bsp.: B.s., Tabak, Psychotria viridis. (#17)

Die Pflanze ist in Oesterreich eine haeufige Zierpflanze. (eigen)

Aussehen:

Sie hat stark duftende, sehr anschauliche Blueten mit herabhaengenden Blumenkronen. Die Pflanze ist ein fruchtbarer, verzweigender Baum, der bis zu 60m gross werden kann. Sie ist einfach zum Zuechten. Sie blueht gut in kleinen Toepfen. (&1)

Wirkungen:

Aufgrund der gleichen Inhaltsstoffe ist die gleiche Wirkung wie beim Stechapfel (Datura stramonium) zu erwarten. Fuer eine genaue Beschreibung der Wirkung wird auf den Stechapfel (Datura stramonium) verwiesen. (eigen)

Subjektive Wirkungsbeschreibung:

Es wurde keine Selbstapplikation von mir vorgenommen. (eigen)

Wirkdauer:

Einschliesslich aller Nachwirkungen ist mit der Dauer von 2-3 Tagen zu rechnen, da die Pflanze die gleichen Wirkstoffe wie der Stechapfel (Datura stramonium), oder das Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) enthaelt. (eigen)

Gegengift:

Physiostigmin wirkt als Gegengift und steht im Mittelpunkt der medikamentoesen Behandlung. Das Hauptrisiko der Vergiftung ist eine zentrale Atemlaehmung. Diese kann durch kuenstliche Beatmung abgewendet werden. Temperatursenkende Massnahmen und bei Erregungszustaenden die Gabe von Diazepam (Valium®), i.v. in kleinen Dosen, ergaenzen die Behandlung wirkungsvoll. (#2)

(Es muss darauf hingewiesen werden, dass es zu keiner Verstaerkung der Atemlaehmung kommen darf; es empfehlen sich die allgemeinen Massnahmen der Ersten Hilfe und die Herbeirufung eines Arztes; ich glaube nicht, dass Valium besonders gut geeignet ist; es empfehlen sich sicherlich zuerst Methoden des sogenannten "talk-downs";) Es muss an dieser Stelle an die ausfuehrlichen Beschreibungen bei Mandragora officinalis (Alraune) oder Datura stramonium (Stechapfel) verwiesen werden, wo auch ausfuehrliche Beschreibungen der entsprechenden Rauschzustaende und deren Aufhebung beschrieben sind. (eigen)

Geschichte:

1920: Safford beobachtete den Gebrauch von Brugmansia-Arten, sowohl in medizinischer als auch in halluzinogener Verwendung. (#45/264)

1966,1669: Bristol stellte fest, dass diese Pflanzenfamilie ihre groesste Artenvielfalt in den Anden hat. Er vermutete, dass es moeglicherweise diese Gegend ist, wo sich diese Pflanzenfamilie aus den Daturas entwickelt hat oder von den Einheimischen gezuechtet wurde. (#45/264, eigen)

1973: Die Pflanzenfamilie Brugmansia wurde von dem Botaniker Lockwood intensiv studiert. (Bevor diese Arbeit publiziert wurde kam in Hortus Third ein vorzeitiger Abdruck.) (#45/264)

Warnhinweise:

Das Fuehren von Kraftfahrzeugen und das Betreiben gefaehrlicher Maschinen ist nicht moeglich! Aufgrund der Laehmung des Pupillenmuskels kommt es bereits bei geringen Dosen zu unscharfen Sehen! (eigen)

Schon bei mittleren Dosen kommt es bei Nachtschattendrogen die Tropanalkaloide (wie Scopolamin oder Hyoscyamin) enthalten zu Halluzinationen, die im Gegensatz zu den Pseudohalluzinationen der serotenergen Halluzinogene (LSD, Psilocybin, Meskalin,...), als taeuschend echt empfunden werden. Der Berauschte sieht Dinge, die nicht vorhanden sind und ist damit im normalen Leben hoechstens gefaehrdet einen Unfall zu erleiden. (eigen)

Bei hohen Dosen tritt der atemlaehmende Effekt in den Vordergrund und der Berauschte droht zu ersticken. Es besteht hoechste Lebensgefahr! (eigen)

Bei versehentlichen Vergiftungen mit Tropanalkaloid-haeltigen Nachtschattendrogen muss auf jeden Fall ein Arzt gerufen werden, oder die Rettung, da man nie weiss, wieviel an Droge aufgenommen wurde - gerade die schoenen Beeren, der meisten Nachtschattendrogen, werden gerne von Kindern eingenommen, da sie zudem sehr suess schmecken, ist die Gefahr besonders gross! Es besteht Lebensgefahr! (eigen)

Die Wirkungen dauern bis zu 3 Tagen und damit ist es kaum moeglich den Berauschten so lange sicher unterzubringen ohne fremde, professionelle Hilfe. Es besteht grosse Gefahr durch die unscharfe Sicht einen Unfall zu erleiden! Suchen sie unbedingt Hilfe bei Aerzten, Drogenberatungsstellen und dem allgemeinen Giftnotruf. Nachtschattendrogen sind legal, also brauchen Sie auch keine Verfolgung seitens der Behoerden befuerchten. (eigen)

Es gibt ein spezifisches Gegengift, Physiostigmin, mit dem die Wirkung sofort aufgehoben werden kann! Eine Behandlung mit einem ruhig-stellenden Beruhigungsmittel ist nicht ausreichend, weil der Berauschte unter den Halluzinationen leidet! Neuroleptika sind nicht wirksam, andere atemdepressive Beruhigungsmittel, wie z.Bsp. Barbiturate erhoehen die Gefahr einer Atemlaehmung! (eigen)


Bildquellen:

Abbildung 1: Gezeichnet von BATES L.T.; In: SCHULTES Richard Evans, HOFMANN Albert: "The Botany and Chemistry of Hallucinogens", THOMAS Charles C. Publishers, S. 268, 1980.


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie