Scopolia carnicola Jaqu.

Pflanzenbild Bildquelle. 1. Pflanze, verkl. 2. Bluete, aufgeschnitten. 3. Fruchtkelch. 4. Junge Frucht. 5. Samen.

Andere Namen:

Tollkraut, (#15, #32, #69/81) S. carniolica, Glockenbilsenkraut, (#15, #32) Krainer Tollkraut. (#17)

Inhaltsstoffe:

Das Kraut enthaelt Tropanalkaloide. (#32) Der Alkaloidgehalt betraegt zwischen 0,2-0,4% in den Blaettern und 0,2-0,5% in der Wurzel. (#17) Die Hauptalkaloide sind Hyoscyamin (#15, #17) und l-Scopolamin. (#17, #32)

Vorkommen:

Die Pflanze gedeiht in Mittel- und Osteuropa, besonders in den Karpaten (#32) und in Suedoesterreich. (#17)

Pflanzl. Fam.:

Solanaceae - Nachtschattengewaechse

Allgemeines:

In einigen Gebieten der ehemaligen UdSSR wird die Pflanze als Rauschmittel und Aphrodisiakum benutzt. (#15) In Litauen (#12) wird die Wurzel dieser Pflanze als Aphrodisiakum gekaut. (#12, #15) Es wird aehnlich wie das Schwarze Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) oder die Tollkirsche (Atropa belladonna) benutzt. Das Tollkraut wurde auch oft fuer Giftmorde missbraucht. (#32) Damit sind die gleichen "Verwendungszwecke" wie bei anderen Nachtschattengewaechsen gegeben. Vor allem die Betaeubung diente oft der Medizin, da Opium kaum erhaeltlich oder unbekannnt war. Leider dienten die meisten Nachtschattendrogen wegen ihrer betaeubenden Eigenschaften auch dem Verbrechen. Sie wurden zu Raub, Vergewaltigung und Giftmord eingesetzt. Ebenso wurden sie als Ritualdrogen, in diversen Hexenkulten, verwendet. (eigen)

Geschichte:

Seit dem Mittelalter war das Kraut ein wichtiger Bestandteil in manchen Rezepten fuer Hexensalben und Liebestraenken. Es wurde gerne als Aphrodisiakum benutzt. Dazu wurde es auf das Tanzparkett bei einem Fest gestreut. Es hiess, wer darueber hinweg tanze, wuerde 'liebestoll und gefuegig' werden. In Rumaenien wurde die Tollkrautwurzel als Ersatz fuer die echte Alraune (Mandragora officinalis) benutzt. (#32) Dies laesst sich auch leicht erklaeren, denn die Alraune ist eine sehr seltene Pflanze und muss importiert werden. Doch das Krainer Tollkraut ist in Europa problemlos auffindbar und leicht als Substitut zu gebrauchen. Zur Anwendung als Aphrodisiakum ist anzufuehren, dass es umoeglich ist, durch "Daruebertanzen" derart betaeubt zu werden, dass sich die Wirkung eindeutig ausbildet. Tatsache ist, dass viele Nachtschattengewaechse einen starken Duft verstroemen, der betaeubend riecht, aber auf jeden Fall nicht so stark ist, dass man davon "gefuegig" wird. Da werden schon die entsprechenden Getraenke und Speisen nachgeholfen haben, um dies zu erreichen, die mit Nachtschattendrogen versetzt waren, die die entsprechende Betaeubung erzeugt haben, um kriminellen Umtrieben den Weg zu bereiten. (eigen)

Wirkungen:

Der Pflanzenextrakt wirkt stark psychoaktiv, kann aber auch bei Ueberdosierung zum Tod durch Atemlaehmung fuehren. (#32) Die Wirkung ist gleich wie beim Stechapfel (Datura stramonium), aufgrund der gleichen Wirkstoffe. An dieser Stelle soll auch auf die Wirkungsbeschreibung des Stechapfels (Datura stramonium) verwiesen werden, wo man genauere Informationen finden kann. (eigen)

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Wirkdauer:

Die Wirkdauer betraegt einschliesslich der Nachwirkungen bis zu 2-3 Tage. (eigen)

Gegengift:

Physiostigmin wirkt als Gegengift und steht im Mittelpunkt der medikamentoesen Behandlung. Das Hauptrisiko der Vergiftung ist eine zentrale Atemlaehmung. Diese kann durch kuenstliche Beatmung abgewendet werden. Temperatursenkende Massnahmen und bei Erregungszustaenden die Gabe von Diazepam (Valium®), i.v. in kleinen Dosen, ergaenzen die Behandlung wirkungsvoll. (#2)

(Es muss darauf hingewiesen werden, dass es zu keiner Verstaerkung der Atemlaehmung kommen darf; es empfehlen sich die allgemeinen Massnahmen der Ersten Hilfe und die Herbeirufung eines Arztes; ich glaube nicht, dass Valium oder besonders gut geeignet ist; es empfehlen sich sicherlich zuerst Methoden des sogenannten "talk-downs";) Es muss an dieser Stelle an die ausfuehrlichen Beschreibungen bei Mandragora officinalis (Alraune) oder Datura stramonium (Stechapfel) verwiesen werden, wo auch ausfuehrliche Beschreibungen der entsprechenden Rauschzustaende und deren Aufhebung beschrieben ist. (eigen)

Warnhinweise:

Das Fuehren von Kraftfahrzeugen und das Betreiben gefaehrlicher Maschinen ist nicht moeglich! Aufgrund der Laehmung des Pupillenmuskels kommt es bereits bei geringen Dosen zu unscharfen Sehen! (eigen)

Schon bei mittleren Dosen kommt es bei Nachtschattendrogen die Tropanalkaloide (wie Scopolamin oder Hyoscyamin) enthalten zu Halluzinationen, die im Gegensatz zu den Pseudohalluzinationen der serotenergen Halluzinogene (LSD, Psilocybin, Meskalin,...), als taeuschend echt empfunden werden. Der Berauschte sieht Dinge, die nicht vorhanden sind und ist damit im normalen Leben hoechstens gefaehrdet einen Unfall zu erleiden. (eigen)

Bei hohen Dosen tritt der atemlaehmende Effekt in den Vordergrund und der Berauschte droht zu ersticken. Es besteht hoechste Lebensgefahr! (eigen)

Bei versehentlichen Vergiftungen mit Tropanalkaloid-haeltigen Nachtschattendrogen muss auf jeden Fall ein Arzt gerufen werden, oder die Rettung, da man nie weiss, wieviel an Droge aufgenommen wurde - gerade die schoenen Beeren, der meisten Nachtschattendrogen, werden gerne von Kindern eingenommen, da sie zudem sehr suess schmecken, ist die Gefahr besonders gross! Es besteht Lebensgefahr! (eigen)

Die Wirkungen dauern bis zu 3 Tagen und damit ist es kaum moeglich den Berauschten so lange sicher unterzubringen ohne fremde, professionelle Hilfe. Es besteht grosse Gefahr durch die unscharfe Sicht einen Unfall zu erleiden! Suchen sie unbedingt Hilfe bei Aerzten, Drogenberatungsstellen und dem allgemeinen Giftnotruf. Nachtschattendrogen sind legal, also brauchen Sie auch keine Verfolgung seitens der Behoerden befuerchten. (eigen)

Es gibt ein spezifisches Gegengift, Physiostigmin, mit dem die Wirkung sofort aufgehoben werden kann! Eine Behandlung mit einem ruhig-stellenden Beruhigungsmittel ist nicht ausreichend, weil der Berauschte unter den Halluzinationen leidet! Neuroleptika sind nicht wirksam, andere atemdepressive Beruhigungsmittel, wie z.Bsp. Barbiturate erhoehen die Gefahr einer Atemlaehmung! (eigen)


Bildquellen:

Abbildung 1: Zeichner: Unbekannt; In: HEGI Gustav.

Abbildung 2: Zeichner/in: Unbekannt; Quelle: Internet;


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie